Letztes Urteil in Den Haag: Verteidigung von Mladic fordert Freispruch
Ratko Mladic, auch bekannt als "Schlächter vom Balkan", sieht seinem letzten Urteil entgegen. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wird aller Voraussicht nach auch in der Berufungsverhandlung die Verurteilung zu lebenslanger Haft bestätigen.
Die Verteidigung des 78-jährigen Ex-Generals fordert Freispruch aus gesundheitlichen Gründen.
Der bosnisch-serbische Offizier gilt als hauptverantwortlich für schlimmste Verbrechen während des Bosnienkriegs mit Zehntausenden Toten, darunter das Massaker in der damaligen UN-Schutzzone Srebrenica.
Der ehemalige UN-Chefankläger Dermot Groome erläuterte 2012 vor dem Haager Gericht: "Unter der Kontrolle untergeordneter Offiziere hat Mladic eine groß angelegte, gut organisierte Operation in Gang gesetzt, bei der innerhalb weniger Tage mehr als 7.000 Männer und Jungen ermordet und über 30.000 Frauen, Kinder und ältere Männer gewaltsam aus dem Gebiet vertrieben wurden."
Mit der Eröffnung des Verfahrens gegen Mladic, der erst 2011 bei einem Cousin im Dorf Lazarevo gefasst wurde, hat das Tribunal dafür gesorgt, dass nicht nur die militärisch, sondern auch die politisch Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Ankläger Groome sagte 2012: "Mladic hat persönlich auf Bewohner von Sarajevo geschossen und darüber geredet, als wäre das eine Form von Sport oder Hobby."
"Wenn es Gerechtigkeit gibt..."
Auch Angehörige von Opfern des Massakers, darunter die sogenannten "Mütter von Srebrenica", erwarten eine Bestätigung des Urteils aus erster Instanz.
Eine von ihnen ist Kada Hotic,die in Srebrenica zwei Söhne verlor: "Wir hoffen, dass er lebenslang im Gefängnis bleiben muss. Außerdem sollte er auch für andere Massaker büßen. Wenn es Gerechtigkeit gibt, wird das auch passieren."
Auch die Anklage in Den Haag ist zuversichtlich, dass die von Mladic veranlassten sogenannnten ethnischen Säuberungen in mehreren Gebieten heute vor Gericht als Völkermord anerkannt werden.
Mladic habe gemeinsam mit anderen Verantwortlichen einen "ethnisch reinen serbischen Staat" schaffen wollen.
Das Verfahren war ein Mammutprozess mit 377 Zeugen. Krankheiten und am Ende auch Corona-Maßnahmen haben ihn in die Länge gezogen.
Viele Betroffene hatten Sorge, dass der 78-Jährige das Ende des Prozesses nicht mehr erleben würde.
2019 war Serbenführer Radovan Karadzic im Den Haager Berufungsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden, auch für den Völkermord in Srebrenica.
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