Alexej Navalnys Straflager: Ein Ort zum "Brechen" von Gefangenen
Erniedrigung und Demütigung mit System: Die Strafkolonie, in der Alexej Navalny einsitzt, ist als Maschine zum "Brechen" von Häftlingen bekannt.
In der Kleinstadt Pokrow, rund 200 Kilometer östlich von Moskau, mit ihren verfallenen sowjetischen Wohnblöcken und klapprigen Holzhäusern befindet sich das Straflager, in dem der russische Oppositionelle Alexej Nawalny seine Strafe verbüßt. Es ist eine Strafkolonie, die als Maschine zum "Brechen" widerspenstigster Häftlinge bekannt ist.
Umgeben von einem Metallzaun mit Stacheldraht befindet sich die Strafkolonie Nr. 2 am Rande von Pokrow, in der Nähe einer Fabrik des amerikanischen Lebensmittelriesen Mondelez.
"Es soll eine der härtesten Kolonien Russlands sein", sagt Denis, ein Geschäftsmann, der seinen Familiennamen nicht nennen will, gegenüber der Nachrichtenahentur AFP. "Vielleicht wurde er deshalb hierher versetzt."
Der 44-jährige Kremlkritiker Nawalny soll in Pokrow eine zweieinhalbjährige Haftstrafe absitzen. Er hatte im vergangenen Jahr eine Vergiftung mit dem russichen Nervenkampfstoff Novitschock überlebt und mehrere Monate zur Genesung in Deutschland verbracht. Für den Mordanschlag macht er die russische Regierung verantwortlich.
Bei seiner Rückkehr nach Russland wurde er sofort am Flughafen verhaftet und im Februar zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Verurteilung löste Empörung in der russischen Zivilgesellschaft und der westlichen Welt aus.
In Pokrov selber hält sich die Sympathie für den Kremlkritiker in Grenzen: "Für uns spielt es keine Rolle, wo er inhaftiert wurde, das Wichtigste ist, dass er im Gefängnis ist", sagt die 56-jährige Rentnerin Iadviga Krylova.
Russische Strafkolonien - das Erbe der Gulags aus Sowjetzeit
Hundert Kilometer östlich von Moskau ist Pokrow mit seinen 17.000 Einwohnern ein Knotenpunkt auf dem Weg nach Wladimir, einer mittelalterlichen Stadt, deren Kirchen zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören und zu den meistbesuchten in Russland zählen. Früher markierte die Stadt auch die 101-Kilometer-Grenze um die Hauptstadt, jenseits derer die sowjetischen Behörden viele Intellektuelle und Dissidenten ins Exil schickten.
Die Pokrower Strafkolonie wurde in der Sowjetzeit eröffnet. Als Erbe der Gulags - dem unter Stalin errichteten KZ-System - ist es heute eines von 684 Arbeitslagern, in denen 393.000 Häftlinge in Russland untergebracht sind. In Pokrow sitzen run 800 Gefangene ein.
Theoretisch bietet die Kolonie den Gefangenen die Möglichkeit, gegen ein mageres Gehalt zu arbeiten, das kaum die ihnen auferlegten Unterbringungskosten deckt. Doch das System gerät regelmäßig ins Visier von Menschenrechtsgruppen, die die harten Bedingungen und endlosen Arbeitstage anprangern.
Maxime Troudolioubov, Redakteur der Nachrichten-Website Meduza, sagt, das Gefängniskolonie-System sei ein Instrument des Kremls, um Gegner zu brechen und Kritiker zu marginalisieren.
"Das ist sein Ziel: Entweder ist ein Mensch psychisch gebrochen oder er verlässt Russland sofort nach Verbüßung seiner Strafe. In jedem Fall verlässt ein Gegner das Spielfeld", sagte er gegenüber AFP.
Erniedrigung und Demütigung mit System
Das strenge Systems ist bekannt. Im Jahr 2013 trat Nadeschda Tolokonnikowa, ein Mitglied der Protestgruppe Pussy Riot, die zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt wurde, aus Protest gegen die "Sklaverei" in ihrem Arbeitslager in Mordowien, südöstlich von Moskau, in den Hungerstreik. Sie saß in dem Straflager, weil sie in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein Anti-Putin-"Punk-Gebet" gesungen hatte.
Aleksandr Kalashnikov, der Direktor des russischen Strafvollzugsdienstes (FSIN), versicherte der Nachrichtenagentur TASS, dass "keine Gefahr" für die Gesundheit von Alexej Nawalny bestehe. Er könne dort als Koch, Bibliothekar oder Schneider arbeiten.
Doch seit Bekanntwerden seines Haftortes berichten immern mehr ehemalige Insassen der Gefängniskolonie Nr. 2 über das tägliche Leben im Vollzug.
Die Gefängnisverwaltung versuche, "die Leute psychologisch zu brechen", sagte Dojd Dmitri Demuschkin, ein nationalistischer Politiker, der zwei Jahre dort verbrachte, gegenüber Medienvertretern.
Für Konstantin Kotov, der ebenfalls zwei Jahre dort einsaß, weil er gegen das russische Demonstrationsgesetz verstoßen hatte, "ist diese Kolonie exemplarisch, indem sie Menschen nicht als Menschen behandelt." Er beschreibt eine Umgebung, in der die Häftlinge fast keine Freizeit haben und völlig von der Außenwelt abgeschnitten sind. Das Ziel ist es, "Menschen unter Druck zu setzen und zu unterwerfen".
Ihrer prominentesten Stimme beraubt, fragt sich die russische Opposition, in welchem Zustand Alexej Nawalny aus dem Gefängnis kommen wird und ob er noch bereit sein wird, sich dem Kreml zu stellen.
"Es wird zu Schikanen und Demütigungen kommen. Das Ziel des Systems ist es, sie zu brechen", sagt Marina Litvinovitch, Mitglied einer offiziellen Kommission, die die Haftbedingungen überwacht.
euronews.com
In der Kleinstadt Pokrow, rund 200 Kilometer östlich von Moskau, mit ihren verfallenen sowjetischen Wohnblöcken und klapprigen Holzhäusern befindet sich das Straflager, in dem der russische Oppositionelle Alexej Nawalny seine Strafe verbüßt. Es ist eine Strafkolonie, die als Maschine zum "Brechen" widerspenstigster Häftlinge bekannt ist.
Umgeben von einem Metallzaun mit Stacheldraht befindet sich die Strafkolonie Nr. 2 am Rande von Pokrow, in der Nähe einer Fabrik des amerikanischen Lebensmittelriesen Mondelez.
"Es soll eine der härtesten Kolonien Russlands sein", sagt Denis, ein Geschäftsmann, der seinen Familiennamen nicht nennen will, gegenüber der Nachrichtenahentur AFP. "Vielleicht wurde er deshalb hierher versetzt."
Der 44-jährige Kremlkritiker Nawalny soll in Pokrow eine zweieinhalbjährige Haftstrafe absitzen. Er hatte im vergangenen Jahr eine Vergiftung mit dem russichen Nervenkampfstoff Novitschock überlebt und mehrere Monate zur Genesung in Deutschland verbracht. Für den Mordanschlag macht er die russische Regierung verantwortlich.
Bei seiner Rückkehr nach Russland wurde er sofort am Flughafen verhaftet und im Februar zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Verurteilung löste Empörung in der russischen Zivilgesellschaft und der westlichen Welt aus.
In Pokrov selber hält sich die Sympathie für den Kremlkritiker in Grenzen: "Für uns spielt es keine Rolle, wo er inhaftiert wurde, das Wichtigste ist, dass er im Gefängnis ist", sagt die 56-jährige Rentnerin Iadviga Krylova.
Russische Strafkolonien - das Erbe der Gulags aus Sowjetzeit
Hundert Kilometer östlich von Moskau ist Pokrow mit seinen 17.000 Einwohnern ein Knotenpunkt auf dem Weg nach Wladimir, einer mittelalterlichen Stadt, deren Kirchen zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören und zu den meistbesuchten in Russland zählen. Früher markierte die Stadt auch die 101-Kilometer-Grenze um die Hauptstadt, jenseits derer die sowjetischen Behörden viele Intellektuelle und Dissidenten ins Exil schickten.
Die Pokrower Strafkolonie wurde in der Sowjetzeit eröffnet. Als Erbe der Gulags - dem unter Stalin errichteten KZ-System - ist es heute eines von 684 Arbeitslagern, in denen 393.000 Häftlinge in Russland untergebracht sind. In Pokrow sitzen run 800 Gefangene ein.
Theoretisch bietet die Kolonie den Gefangenen die Möglichkeit, gegen ein mageres Gehalt zu arbeiten, das kaum die ihnen auferlegten Unterbringungskosten deckt. Doch das System gerät regelmäßig ins Visier von Menschenrechtsgruppen, die die harten Bedingungen und endlosen Arbeitstage anprangern.
Maxime Troudolioubov, Redakteur der Nachrichten-Website Meduza, sagt, das Gefängniskolonie-System sei ein Instrument des Kremls, um Gegner zu brechen und Kritiker zu marginalisieren.
"Das ist sein Ziel: Entweder ist ein Mensch psychisch gebrochen oder er verlässt Russland sofort nach Verbüßung seiner Strafe. In jedem Fall verlässt ein Gegner das Spielfeld", sagte er gegenüber AFP.
Erniedrigung und Demütigung mit System
Das strenge Systems ist bekannt. Im Jahr 2013 trat Nadeschda Tolokonnikowa, ein Mitglied der Protestgruppe Pussy Riot, die zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt wurde, aus Protest gegen die "Sklaverei" in ihrem Arbeitslager in Mordowien, südöstlich von Moskau, in den Hungerstreik. Sie saß in dem Straflager, weil sie in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein Anti-Putin-"Punk-Gebet" gesungen hatte.
Aleksandr Kalashnikov, der Direktor des russischen Strafvollzugsdienstes (FSIN), versicherte der Nachrichtenagentur TASS, dass "keine Gefahr" für die Gesundheit von Alexej Nawalny bestehe. Er könne dort als Koch, Bibliothekar oder Schneider arbeiten.
Doch seit Bekanntwerden seines Haftortes berichten immern mehr ehemalige Insassen der Gefängniskolonie Nr. 2 über das tägliche Leben im Vollzug.
Die Gefängnisverwaltung versuche, "die Leute psychologisch zu brechen", sagte Dojd Dmitri Demuschkin, ein nationalistischer Politiker, der zwei Jahre dort verbrachte, gegenüber Medienvertretern.
Für Konstantin Kotov, der ebenfalls zwei Jahre dort einsaß, weil er gegen das russische Demonstrationsgesetz verstoßen hatte, "ist diese Kolonie exemplarisch, indem sie Menschen nicht als Menschen behandelt." Er beschreibt eine Umgebung, in der die Häftlinge fast keine Freizeit haben und völlig von der Außenwelt abgeschnitten sind. Das Ziel ist es, "Menschen unter Druck zu setzen und zu unterwerfen".
Ihrer prominentesten Stimme beraubt, fragt sich die russische Opposition, in welchem Zustand Alexej Nawalny aus dem Gefängnis kommen wird und ob er noch bereit sein wird, sich dem Kreml zu stellen.
"Es wird zu Schikanen und Demütigungen kommen. Das Ziel des Systems ist es, sie zu brechen", sagt Marina Litvinovitch, Mitglied einer offiziellen Kommission, die die Haftbedingungen überwacht.
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