Italienische „La Stampa” fordert Entschuldigung vom russischen Verteidigungsministerium

Italienische „La Stampa” fordert Entschuldigung vom russischen Verteidigungsministerium
Der Streit zwischen der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ und der russischen Seite geht weiter: Nun hat das Blatt eine Entschuldigung vom Verteidigungsministerium in Moskau gefordert. Die Redaktion der „La Stampa“ sieht sich sogar bedroht – aufgrund eines vom russischen Verteidigungsamt zitierten Sprichworts.
Am vergangenen Donnerstag hatte das russische Verteidigungsministerium den Artikel der „La Stampa“ scharf kritisiert, in dem Moskaus Hilfe für Italien als größtenteils nutzlos bezeichnet wird.
„Unter dem Deckmantel der Pressefreiheit und Meinungsvielfalt verbreitet „La Stampa” in ihren Artikeln russophobe Fakes von schlimmster Art aus der Zeit des Kalten Krieges und zitiert dabei anonyme ‚hochrangige Quellen‘“, so der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow.
Die italienische Zeitung sei sich nicht zu schade, die „Erfindungen ihrer Autoren“ einfach in die Welt zu setzen, indem sie die „Richtlinien aus den Lehrbüchern für antisowjetische Propaganda“ befolge, die anscheinend noch „nicht komplett verrottet“ seien.
„Den Großteil der russischen Ärzte und Epidemiologen hat die Zeitung als Fachkräfte für biologischen Krieg bezeichnet.“ Der Rest sei als Gesandte der russischen Militärspionage (GRU) eingeordnet worden.
Russische Fachkräfte würden von morgens bis abends daran arbeiten, so Konaschenkow, gemeinsam mit ihren italienischen Kollegen das Virus in den Seniorenheimen von Bergamo zu vernichten. Das Ziel der russischen Mission sei transparent und bestehe darin, dem italienischen Volk in dieser schwierigen Situation unentgeltlich zu helfen.
Was die „Auftraggeber der russophoben Kampagne“ der „La Stampa“ betreffe, welche dem Verteidigungsministerium bekannt seien, zitierte der Sprecher eine alte Weisheit: Qui fodit foveam, incidet in eam (dt. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein).

„La Stampa“ empört sich

Die italienische Zeitung veröffentlichte am Montag eine Antwort auf die Vorwürfe der russischen Seite. „Unsere Zeitung hat über die russische Hilfe für Italien im Kampf gegen die Pandemie genauso wie über die Hilfe anderer Länder als Ausdruck von Freundschaft und Solidarität in einem für unser Land schwierigen Augenblick berichtet“. Zugleich habe „La Stampa“ aber „Zweifel und Verblüffung“ bezüglich der möglichen Anwesenheit russischer Militärs auf italienischem Territorium geäußert.
„Uns bestürzt und überrascht die Tatsache, dass dieses Beispiel von Informationsfreiheit eine derart gereizte Reaktion seitens des russischen Verteidigungsministeriums hervorgerufen hat. Wir sind überzeugt, dass die Stärke der Beziehungen zwischen Italien und Russland (…) durch die offensichtliche Missachtung des journalistischen Rechts, die sich in den Beleidigungen seitens des Generalmajors Igor Konaschenkow zeigt, nicht geschwächt werden kann.“
Der Chefredakteur der Zeitung, Maurizio Molinari, zeigte sich über die Äußerungen Konaschenkows empört. Das zitierte Sprichwort fasste er gar als Drohung gegen seine Zeitung auf.
„Das ist eine echte Einschüchterung, die wieder einmal zeigt – wenn es denn zusätzliche Belege überhaupt bräuchte – mit welchen Instrumenten Russland die Informationen und nicht nur sie kontrolliert.“
Es sei ein unzulässiger Versuch, diese Methoden nach außen zu bringen, „in unser Land, nach Europa“. „Diese  Tatsache könnte zu einem ernsten Präzedenzfall werden, wenn unsere Regierung keine sofortigen Erklärungen fordert. Und vor allem – notwendige Entschuldigungen.“
Zuvor hatte „La Stampa“ unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen berichtet, 80 Prozent der von Russland bereitgestellten Hilfe an Italien sei im Kampf gegen das Coronavirus nutzlos. In dem Artikel wird behauptet, Moskau verfolge eigennützige Ziele und verspreche sich von dieser Hilfeleistung politischen Profit.


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