Hartes Vorgehen in Corona-Krise trotz unzuverlässiger Daten?

Hartes Vorgehen in Corona-Krise trotz unzuverlässiger Daten?
Mit einem Kontaktverbot für die Bevölkerung will die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern verhindern, dass sich der neue Virus Sars-Cov-2 weiter ausbreitet. Während einige Experten solche Maßnahmen gefordert haben, haben andere vor den Folgen gewarnt. Es bleiben Fragen und Zweifel, wie sinnvoll die Maßnahmen sind.
Die Bundesregierung hat am Sonntag gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer über die weiteren Maßnahmen in der Corona-Krise beraten. Unterdessen haben sich die Menschen zuvor bereits darauf eingestellt, dass die in einigen Ländern wie Bayern bereits durchgesetzte Ausgangssperre auch bundesweit kommt. Nun wird gemeldet: „Zur Eindämmung der Corona-Krise sollen Ansammlungen von mehr als zwei Personen grundsätzlich in ganz Deutschland verboten werden.“ Das bedeutet weitere Einschnitte in das gesellschaftliche Leben und das Leben jedes Einzelnen.
Diese Maßnahmen werden unter anderem mit der Situation in Italien begründet, wo die Zahl der Toten im Zusammenhang mit Covid-19 zunimmt und inzwischen die Chinas übersteigt. Dabei wird nicht nach den genauen Ursachen dieser Fälle und der Zahlen geschaut. Es werden auch nicht die Umstände und die konkrete Situation in Norditalien analysiert. Laut der international renommierten Virologin Karin Mölling, lässt sich die Situation in Norditalien wie auch die in China nicht mit der in Deutschland vergleichen.
Und doch wird genau damit begründet, warum die Bundes- und Landespolitiker Maßnahmen beschließen, die in des Leben der Bundesbürger als Individuen und soziale Wesen massiv eingreifen. Dabei wird auch nicht gefragt, was denn die Ausgangssperren in Italien und Spanien sowie anderswo bringen. Deren bisher nicht vorhanden Erfolge werden dann damit begründet, dass die Maßnahmen bisher nicht scharf genug waren. Dafür werden dann gern auch chinesische Mediziner zitiert, nach deren Meinung in Norditalien nicht hart genug durchgegriffen wird.

Setzen sich Scharfmacher durch?

Selbst Frank Ulrich Montgomery, Präsident des Weltärztebundes, hatte in einem Interview mit der „Rheinischen Post“ auf die Unterschiede hingewiesen: „Während in Italien für 60 Millionen Menschen 5.000 Intensivbetten vorhanden sind, verfügen wir bei 82 Millionen Menschen über 28.000 Intensivbetten. In Deutschland sterben bislang etwa 0,2 bis 0,3 Prozent der Erkrankten, während es in Italien rund sieben Prozent sind. Dieser Unterschied ist Ausdruck der Qualität unseres Gesundheitswesens.“
Hierzulande werden im Zuge der Corona-Krise Stück für Stück nicht nur Grundrechte eingeschränkt, sondern auch Widerspruch und Zweifel, Grundelemente einer Demokratie, als Verrat in Zeiten des nationalen Notstandes diffamiert. Dabei wird auch zum bewährten Etikett „Verschwörungstheoretiker“ gegriffen, mit dem kritische Stimmen mundtot und gesellschaftlich verächtlich gemacht werden sollen. An dieser Stimmungs- und Meinungsmache sind die meisten bundesdeutschen Medien und Journalisten ganz aktiv beteiligt – ganz freiwillig.
Experten haben laut „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ (FAZ) schon gefordert, die Regierenden sollten noch schärfere Massnahmen verordnen. Es gehe um „harte Maßnahmen, die lange dauern“. Das soll neben dem Chefvirologen Christian Drosten auch die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie in einer Stellungnahme gefordert haben. Sie will „in der gesamten Bevölkerung eine Einschränkung der sozialen Kontakte auf das Notwendigste ... erreichen“.

Entscheidungen ohne verlässliche Daten?

Zu Wort kommen vor allem jene, welche die Virologin Mölling im Sputniknews-Interview als „Scharfmacher“ unter den Experten bezeichnet hat. Zwar hat die FAZ selber noch einen Beitrag veröffentlicht, der die Lage und Ursachen in Italien differenziert darstellt. Am Sonntag lässt sie dann italienische Ärzte warnen: „Die Katastrophe kann auch in Deutschland passieren“. Dabei wird jeder Hinweis auf Unterschiede in den Ländern vom Tisch gewischt. Das ist genau das Wasser auf die Mühlen, dass die Scharfmacher unter den Experten und den Politikern sich wünschen.
Dabei wird auch vom Tisch gewischt, was der Medizinwissenschaftler John P. A. Ioannidis von der University of Stanford vor wenigen Tagen deutlich gemacht hat: Bei der Corona-Pandemie werden Entscheidungen „ohne verlässliche Daten“ getroffen. Ioannidis stellte fest, es würden verlässliche Beweise dafür fehlen, wie viele Menschen mit dem neuen Virus Sars-Cov-2 infiziert wurden oder weiterhin infiziert sind. Er fragte auch: „Wie können politische Entscheidungsträger feststellen, ob sie mehr Gutes als Schaden anrichten?“
Der Wissenschaftler aus Stanford schrieb: „Die bisher gesammelten Daten darüber, wie viele Menschen infiziert sind und wie sich die Epidemie entwickelt, sind absolut unzuverlässig.“ Und weiter: „Drei Monate nach Beginn des Ausbruchs sind die meisten Länder, einschließlich der USA, nicht in der Lage, eine große Anzahl von Menschen zu testen, und kein Land verfügt über zuverlässige Daten zur Prävalenz (Aufschluss über bestehende Fälle – Anm. d. Red) des Virus in einer repräsentativen Zufallsstichprobe der Allgemeinbevölkerung.“ Die Virologin Mölling hatte unter anderem darauf hingewiesen, dass die in der Bundesrepublik eingesetzten PCR-Test nicht valide abgesichert seien.

Gemetzel statt chirurgischer Schläge?

Dennoch werden die Menschen mit immer neuen Zahlen verunsichert, so dass fast zu vernehmen ist, dass sie sich strenge Maßnahmen wünschen. Experten wie Ioannidis weisen auf die Unsicherheiten bei den prognostizierten Sterberaten durch Covid-19 hin. Sollten die errechneten möglichen niedrigen Sterberaten wahr sein, meint der Stanforder Wissenschaftler, „kann es völlig irrational sein, die Welt mit potenziell enormen sozialen und finanziellen Konsequenzen zu sperren. Es ist wie wenn ein Elefant von einer Hauskatze angegriffen wird. Der Elefant ist frustriert und versucht, der Katze auszuweichen. Er springt versehentlich von einer Klippe und stirbt.“
Doch wen kümmert das hierzulande und anderswo? Vereinzelte Stimmen der Vernunft gehen in der Kakophonie der medial angeheizten Corona-Hysterie unter. Wer bekommt da noch mit, was  der US-Wissenschaftler David L. Katz, Gründungsdirektor des Yale-Griffin Prevention Research Center, am Freitag in der „New York Times“ schrieb? Katz meinte, es gebe andere Wege, die Pandemie zu bekämpfen, als jene, die weltweit von den meisten Politikern eingeschlagen würden.
Aus seiner Sicht haben sich die meisten Staaten im „Kriegen gegen das Virus“ für die Variante „Gemetzel“ statt zielgenauer „chirurgischer Schläge“ entschieden. Er fragt gar: „Ist unser Kampf gegen das Corona-Virus schlimmer als die Krankheit?“ Katz plädiert ausdrücklich für eine andere Vorgehensweise im Kampf gegen die Folgen des Ausbruchs von Sars-Cov-2. Auch er stützt sich dabei auf allen bekannten Daten aus China und auch aus Südkorea, soweit diese valide sind.

Warnung vor gesellschaftlichen Folgen

Katz verweist auf die Häufung von Komplikationen und Todesfällen durch Covid-19 bei älteren und chronisch kranken, aber nicht bei Kindern. Das lege nahe, die „entscheidenden Ziele“, Leben zu retten und das medizinische System nicht zu überfordern, „durch bevorzugten Schutz der medizinisch Gebrechlichen und der über 60-Jährigen und insbesondere der über 70- und 80-Jährigen vor Ansteckung“ zu erreichen seien.
„Ich bin zutiefst besorgt darüber, dass die sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen dieses nahezu vollständigen Zusammenbruchs des normalen Lebens – Schulen und Unternehmen geschlossen, Versammlungen verboten – lang anhaltend und katastrophal sein werden, möglicherweise schwerwiegender als die direkte Verbreitung des Virus selbst.“
Katz sieht als Alternative, alle Ressourcen darauf konzentrieren, alle potenziell betroffenen Personen, zu testen und zu schützen, Das gelte für jene, die besonders anfällig für schwere Infektionen sind: ältere Menschen, Menschen mit chronischen Krankheiten und immunologisch beeinträchtigte Personen. „Diejenigen, die positiv getestet werden, könnten die ersten sein, die die ersten zugelassenen Impfstoffe erhalten.“

Politik gibt sich unbeirrt

Der Experte beschreibt weiter, was durch „chirurgische Eingriffe“ möglich wäre, statt ein „Gemetzel“ zu veranstalten: Die Konzentration auf einen viel kleineren Teil der Bevölkerung würde es dem größten Teil der Gesellschaft ermöglichen, wie gewohnt zum Leben zurückzukehren und möglicherweise den Zusammenbruch großer Teile der Wirtschaft zu verhindern.
Der US-Wissenschaftler warnt in seinem Text, dass es mit jedem Tag wird schwieriger werde, gezielt vorzugehen. Er warnt „Der Weg, auf dem wir uns befinden, kann durchaus zu einer unkontrollierten Ansteckung mit Viren und zu monumentalen Kollateralschäden für unsere Gesellschaft und Wirtschaft führen.“
Doch das, was die hierzulande Regierenden beschlossen haben, setzt auch in der Bundesrepublik den Weg des „Gemetzels“ fort. Und die bundesdeutschen Medien werden sich staatstragend bemühen, die Bevölkerung weiter darauf einzuschwören. Bleibt abzuwarten, wer das Kontaktverbot durchsetzen soll. Nicht nur das Gesundheitswesen auch hierzulande leidet an Sparmaßnahmen und Privatisierungskurs sowie damit verbundenen Personalabbau der letzten Jahre und ist in der Folge von Überlastung bedroht. Das gilt auch für die Polizei als Teil des öffentlichen Dienstes, die sicher damit beauftragt. Wird gar auf den „Bürgersinn“ gesetzt dabei?



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