Jemen: "Die Welt hat uns im Stich gelassen"
Sie sagten: "Der Krieg bringt Gutes", doch das ist eine Lüge. Sie sagten: "Der Krieg wird uns helfen", doch er hat uns zerstört. Sie sagten: "Wir bauen einen modernen Jemen auf". Doch wir erleben Tod und Zerstörung, verantwortet von verschiedenen religiös-extremistischen Milizen.
Und wir erleben das Ende der politischen Rechte und Meinungsfreiheiten, von denen wir Jemeniten geträumt hatten, bevor 2014 die Probleme mit den Huthis losgingen. Während die Kriegsparteien über Friedensabkommen und freie Wahlen diskutierten, nahm die Gewalt im gleichen Maße zu wie die Zahl der Armen und Hungernden. Und täglich werden es mehr.
Extremistische Bewaffnete betreiben in den von ihnen kontrollierten Gebieten offenbar ethnische und politische "Säuberungen". Zuerst waren die Opfer ihre politischen Gegner, jetzt zielen sie auch auf ihre ehemaligen Verbündeten.
Der Jemen mit der Hauptstadt Aden und der derzeitigen de-facto-Kapitale Sanaa
Irgendwie sind sich die verschiedenen Kriegsparteien immer ähnlicher geworden. Jede bewaffnete Gruppe beschreibt ihre Aktivitäten als "Pflicht zur Aufrechterhaltung der Sicherheit gegen Verräter und feindliche Agenten". Das sind üblicherweise diejenigen, die der jeweils anderen Partei angehören. Dennoch kümmert sich keine dieser "Regierungen" darum, Gehälter zu zahlen, eine Infrastruktur zu unterhalten oder die Rechte der einfachen Jemeniten zu schützen. Vielmehr stützen sie ihre Macht auf Gewalt, erpressen Geld von den Menschen, beschneiden die Rechte ihrer Gegner und reißen sich deren Eigentum unter den Nagel.
Wahl zwischen Pest und Cholera
In der Hauptstadt Sanaa hast du heute als Lehrer oder Angestellter keinen Anspruch mehr auf Zahlung deines Gehalts oder eine Gesundheitsversorgung. Die Welt unterstützte eine Miliz, während sie alles, was mit Recht und Gesetz in meinem Land zu tun hatte, beseitigte und den Rest der politischen Kräfte ebenfalls in Milizen verwandelte. Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Stellen Sie sich ein Leben ohne Augen und Gliedmaßen vor: So sieht das Leben ohne Rechte, Schutz und Rechtsstaatlichkeit aus.
Journalismus ist zu einem Verbrechen geworden, es sei denn, man ist bereit, Politiker zu loben und ihre Verbrechen als Teil der Lösung zu beschreiben. Die unabhängige Presse wurde eliminiert. Ein Freund von mir leitet eine zivilgesellschaftliche Organisation - denen geht es nicht besser. Die Huthis kontrollieren alles und anstatt der jährlichen Genehmigung, die lokale Organisationen in der Vergangenheit einholen mussten, müssen sie jetzt für alles gesonderte Lizenzen einholen. Ohne Erlaubnis, sagt er, könne er nicht einmal mehr aufs Klo gehen.
Nach einem Angriff auf Ma'rib rund 200 Kilometer von Sanaa entfernt.
Jeder, der sich den Huthis widersetzt, wird entweder vertrieben oder getötet. Und sie benutzen die Gerichte, um das zu legitimieren. Zuletzt – im Juli - verurteilte ein Gericht in Sanaa 30 Menschen - Politiker, Wissenschaftler und Journalisten - wegen "Hochverrats" zum Tode. Die Huthis behaupteten, sie seien Agenten, die mit dem Feind kollaborierten. Mit Saudi-Arabien oder anderen jemenitischen Parteien in den Städten Marib und Aden. Dies ist nur eine der vielen repressiven Methoden, mit denen die Huthis jede Opposition im Keim ersticken.
Der Unmut wächst
Außerhalb der Hauptstadt ist die Situation nicht besser. Kürzlich habe ich eine Reportage in Ma'rib, einer Stadt rund 200 Kilometer östlich von Sanaa, gedreht. Das Gebiet wird von Islah regiert, der islamischen Partei, die als Teil der international anerkannten Regierung Jemens gilt, jener Regierung, die die Huthis bekämpft.
Die Islah hatte eine militärische Offensive gegen den Ashraf-Stamm gestartet, um in der Region an Einfluss zu gewinnen. Panzer, Artillerie und bewaffnete Extremisten hinterließen schreckliche Verwüstungen. Viele Bewohner müssen seitdem in Zelten leben oder nach Sanaa fliehen.
Milizkämpfer bereiten einen Mörser-Beschuss gegen Huthi-Rhebellen vor
In Sanaa verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage: Täglich werden neue Steuern und Zölle erhoben, die immer mehr Kleinunternehmer in den Ruin treiben. Darüber hinaus fordern die Huthis von Unternehmen Lizenzgebühren und eine "Kriegs-Abgabe".
Als die Huthis an die Macht kamen, glaubten viele, sie würden endlich die Korruption bekämpfen. Aber heute empfinden die Menschen Angst, Hass und Wut. Wenn jemand die Huthis in der Öffentlichkeit kritisiert, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, stimmen andere lautstark ein und zu.
Besser, die Nachrichten nicht mehr einschalten
Nach fünf Jahren Krieg haben die Jemeniten einige Dinge gelernt, um noch mehr Schmerz zu vermeiden. Wir schauen nicht auf die Gesichter von Bildern sogenannter Märtyrer, die überall zu sehen sind, und schalten die Nachrichten nicht mehr ein.
DW
Und wir erleben das Ende der politischen Rechte und Meinungsfreiheiten, von denen wir Jemeniten geträumt hatten, bevor 2014 die Probleme mit den Huthis losgingen. Während die Kriegsparteien über Friedensabkommen und freie Wahlen diskutierten, nahm die Gewalt im gleichen Maße zu wie die Zahl der Armen und Hungernden. Und täglich werden es mehr.
Extremistische Bewaffnete betreiben in den von ihnen kontrollierten Gebieten offenbar ethnische und politische "Säuberungen". Zuerst waren die Opfer ihre politischen Gegner, jetzt zielen sie auch auf ihre ehemaligen Verbündeten.
Der Jemen mit der Hauptstadt Aden und der derzeitigen de-facto-Kapitale Sanaa
Irgendwie sind sich die verschiedenen Kriegsparteien immer ähnlicher geworden. Jede bewaffnete Gruppe beschreibt ihre Aktivitäten als "Pflicht zur Aufrechterhaltung der Sicherheit gegen Verräter und feindliche Agenten". Das sind üblicherweise diejenigen, die der jeweils anderen Partei angehören. Dennoch kümmert sich keine dieser "Regierungen" darum, Gehälter zu zahlen, eine Infrastruktur zu unterhalten oder die Rechte der einfachen Jemeniten zu schützen. Vielmehr stützen sie ihre Macht auf Gewalt, erpressen Geld von den Menschen, beschneiden die Rechte ihrer Gegner und reißen sich deren Eigentum unter den Nagel.
Wahl zwischen Pest und Cholera
In der Hauptstadt Sanaa hast du heute als Lehrer oder Angestellter keinen Anspruch mehr auf Zahlung deines Gehalts oder eine Gesundheitsversorgung. Die Welt unterstützte eine Miliz, während sie alles, was mit Recht und Gesetz in meinem Land zu tun hatte, beseitigte und den Rest der politischen Kräfte ebenfalls in Milizen verwandelte. Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Stellen Sie sich ein Leben ohne Augen und Gliedmaßen vor: So sieht das Leben ohne Rechte, Schutz und Rechtsstaatlichkeit aus.
Journalismus ist zu einem Verbrechen geworden, es sei denn, man ist bereit, Politiker zu loben und ihre Verbrechen als Teil der Lösung zu beschreiben. Die unabhängige Presse wurde eliminiert. Ein Freund von mir leitet eine zivilgesellschaftliche Organisation - denen geht es nicht besser. Die Huthis kontrollieren alles und anstatt der jährlichen Genehmigung, die lokale Organisationen in der Vergangenheit einholen mussten, müssen sie jetzt für alles gesonderte Lizenzen einholen. Ohne Erlaubnis, sagt er, könne er nicht einmal mehr aufs Klo gehen.
Nach einem Angriff auf Ma'rib rund 200 Kilometer von Sanaa entfernt.
Jeder, der sich den Huthis widersetzt, wird entweder vertrieben oder getötet. Und sie benutzen die Gerichte, um das zu legitimieren. Zuletzt – im Juli - verurteilte ein Gericht in Sanaa 30 Menschen - Politiker, Wissenschaftler und Journalisten - wegen "Hochverrats" zum Tode. Die Huthis behaupteten, sie seien Agenten, die mit dem Feind kollaborierten. Mit Saudi-Arabien oder anderen jemenitischen Parteien in den Städten Marib und Aden. Dies ist nur eine der vielen repressiven Methoden, mit denen die Huthis jede Opposition im Keim ersticken.
Der Unmut wächst
Außerhalb der Hauptstadt ist die Situation nicht besser. Kürzlich habe ich eine Reportage in Ma'rib, einer Stadt rund 200 Kilometer östlich von Sanaa, gedreht. Das Gebiet wird von Islah regiert, der islamischen Partei, die als Teil der international anerkannten Regierung Jemens gilt, jener Regierung, die die Huthis bekämpft.
Die Islah hatte eine militärische Offensive gegen den Ashraf-Stamm gestartet, um in der Region an Einfluss zu gewinnen. Panzer, Artillerie und bewaffnete Extremisten hinterließen schreckliche Verwüstungen. Viele Bewohner müssen seitdem in Zelten leben oder nach Sanaa fliehen.
Milizkämpfer bereiten einen Mörser-Beschuss gegen Huthi-Rhebellen vor
In Sanaa verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage: Täglich werden neue Steuern und Zölle erhoben, die immer mehr Kleinunternehmer in den Ruin treiben. Darüber hinaus fordern die Huthis von Unternehmen Lizenzgebühren und eine "Kriegs-Abgabe".
Als die Huthis an die Macht kamen, glaubten viele, sie würden endlich die Korruption bekämpfen. Aber heute empfinden die Menschen Angst, Hass und Wut. Wenn jemand die Huthis in der Öffentlichkeit kritisiert, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, stimmen andere lautstark ein und zu.
Besser, die Nachrichten nicht mehr einschalten
Nach fünf Jahren Krieg haben die Jemeniten einige Dinge gelernt, um noch mehr Schmerz zu vermeiden. Wir schauen nicht auf die Gesichter von Bildern sogenannter Märtyrer, die überall zu sehen sind, und schalten die Nachrichten nicht mehr ein.
DW
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