Gegenverkehr auf der Seidenstraße
Der deutsche Chemieriese BASF steht vor einer Herausforderung. Zehn Milliarden Euro will der Konzern in einen neuen Standort in China investieren. "Das ist die größte Entscheidung, die wir jemals getroffen haben und ein riesiges Risiko", sagt der Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller. Die Welt befinde sich in einem wirtschaftlichen und technologischen Verteilungskampf, die globale Ordnung und viele gewohnte Kräfte lösten sich auf.
Die Wirtschaft treibt das in die Enge. Kosten und Technologien könne sie beeinflussen, so Brudermüller. Nicht aber Zölle und andere Marktzugangsbehinderungen, Währungsverschiebungen und das Auflösen von Regelwerken auf politischer und regulatorischer Ebene. "Wir brauchen einfach Rahmenbedingungen, damit wir wissen, dass das auch in zehn, zwanzig, dreißig Jahren noch funktioniert", fordert der BASF-Vorstand nicht nur mit Blick auf das geplante Investment in China.
Blick auf die "Trump-Liste"
Was es heißt, wenn sich Regeln ständig ändern, das weiß auch Natalie Mekelburger nur zu genau. Sie ist Geschäftsführerin des deutschen Automobilzulieferers Coroplast Fritz Müller. Das mittelständische Unternehmen stellt alle Arten von Kabelsträngen her, darunter auch Hochvoltleitungen für Elektroautos. 6000 Mitarbeiter arbeiten an zwölf Standorten weltweit, davon sind drei in China. Von dort werden auch Produkte in die USA geliefert.
Kabel - die Nervenleitungen eines Elektroautos
"Der Handelskrieg ist das Kritischste, was einem Unternehmen passieren kann", urteilt Mekelburger. "Wir müssen jeden Tag auf die Trump-Listen gucken, ob wir betroffen sind." Wenn nur ein Gewebematerial mit höheren Zöllen belastet würde, dann koste das die Firma bei zehn Prozent Aufschlag zwei Millionen Euro pro Jahr und bei 20 Prozent vier Millionen.
Außenpolitik trifft Wirtschaft
Die Wirtschaft ist in Alarmstimmung. Das war auf der Botschafterkonferenz im Auswärtigen Amt, auf der Brudermüller und Mekelburger zu Gast waren, deutlich zu spüren. Einmal jährlich trifft sich das Leitungspersonal der deutschen Auslandsvertretungen in Berlin. Traditionell stoßen am zweiten Konferenztag mehr als 1000 Wirtschaftsvertreter zu den rund 230 Botschaftern und Botschafterinnen dazu. Die Top-Themen in diesem Jahr: Handelskrieg, Brexit, Industriepolitik und Klimaschutz, verbunden mit der Frage, was Politik und Wirtschaft unternehmen können.
Bundesaußenminister Heiko Maas (vorne) mit EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager und Siemens-Chef Joe Kaeser (li.)
Als vor ein paar Wochen China seine Landeswährung Yuan abwertete, erinnert sich Bundesaußenminister Heiko Maas, habe er die Meldung: "Deutschland könnte vom Yuan-Schock profitieren" gelesen. "Das ist die Logik der Protektionisten! Das ist My country first at its best. Wer so denkt, hat nichts verstanden", wetterte Maas auf der Botschafterkonferenz. "An immer mehr Orten der Welt sehen wir Abschottung, sehen wir den Versuch, anderen Regeln aufzuzwingen, sich die Rosinen herauszupicken, nur das zu befolgen, was gerade passt."
"Wo ist unsere Antwort?"
Maas wirbt für eine Allianz aus Ländern, die den anderen Weg gehen wollen. "Nicht pure Konkurrenz, sondern Kooperation auf Augenhöhe ist Voraussetzung dafür, dass ein System lebensfähig bleibt." Vor den Botschaftern und Unternehmern warb Maas für eine multilateral verknüpfte Weltwirtschaft mit freiem Handel und offenen Märkten. "Wenn wir nicht vernetzt und global die schwierigen Aufgaben der nächsten Jahre und Jahrzehnte angehen, werden am Ende alle verlieren." Dafür müsse aber auch die EU ihr weltweites Gewicht stärken und enger zusammenarbeiten.
DW
Die Wirtschaft treibt das in die Enge. Kosten und Technologien könne sie beeinflussen, so Brudermüller. Nicht aber Zölle und andere Marktzugangsbehinderungen, Währungsverschiebungen und das Auflösen von Regelwerken auf politischer und regulatorischer Ebene. "Wir brauchen einfach Rahmenbedingungen, damit wir wissen, dass das auch in zehn, zwanzig, dreißig Jahren noch funktioniert", fordert der BASF-Vorstand nicht nur mit Blick auf das geplante Investment in China.
Blick auf die "Trump-Liste"
Was es heißt, wenn sich Regeln ständig ändern, das weiß auch Natalie Mekelburger nur zu genau. Sie ist Geschäftsführerin des deutschen Automobilzulieferers Coroplast Fritz Müller. Das mittelständische Unternehmen stellt alle Arten von Kabelsträngen her, darunter auch Hochvoltleitungen für Elektroautos. 6000 Mitarbeiter arbeiten an zwölf Standorten weltweit, davon sind drei in China. Von dort werden auch Produkte in die USA geliefert.
Kabel - die Nervenleitungen eines Elektroautos
"Der Handelskrieg ist das Kritischste, was einem Unternehmen passieren kann", urteilt Mekelburger. "Wir müssen jeden Tag auf die Trump-Listen gucken, ob wir betroffen sind." Wenn nur ein Gewebematerial mit höheren Zöllen belastet würde, dann koste das die Firma bei zehn Prozent Aufschlag zwei Millionen Euro pro Jahr und bei 20 Prozent vier Millionen.
Außenpolitik trifft Wirtschaft
Die Wirtschaft ist in Alarmstimmung. Das war auf der Botschafterkonferenz im Auswärtigen Amt, auf der Brudermüller und Mekelburger zu Gast waren, deutlich zu spüren. Einmal jährlich trifft sich das Leitungspersonal der deutschen Auslandsvertretungen in Berlin. Traditionell stoßen am zweiten Konferenztag mehr als 1000 Wirtschaftsvertreter zu den rund 230 Botschaftern und Botschafterinnen dazu. Die Top-Themen in diesem Jahr: Handelskrieg, Brexit, Industriepolitik und Klimaschutz, verbunden mit der Frage, was Politik und Wirtschaft unternehmen können.
Bundesaußenminister Heiko Maas (vorne) mit EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager und Siemens-Chef Joe Kaeser (li.)
Als vor ein paar Wochen China seine Landeswährung Yuan abwertete, erinnert sich Bundesaußenminister Heiko Maas, habe er die Meldung: "Deutschland könnte vom Yuan-Schock profitieren" gelesen. "Das ist die Logik der Protektionisten! Das ist My country first at its best. Wer so denkt, hat nichts verstanden", wetterte Maas auf der Botschafterkonferenz. "An immer mehr Orten der Welt sehen wir Abschottung, sehen wir den Versuch, anderen Regeln aufzuzwingen, sich die Rosinen herauszupicken, nur das zu befolgen, was gerade passt."
"Wo ist unsere Antwort?"
Maas wirbt für eine Allianz aus Ländern, die den anderen Weg gehen wollen. "Nicht pure Konkurrenz, sondern Kooperation auf Augenhöhe ist Voraussetzung dafür, dass ein System lebensfähig bleibt." Vor den Botschaftern und Unternehmern warb Maas für eine multilateral verknüpfte Weltwirtschaft mit freiem Handel und offenen Märkten. "Wenn wir nicht vernetzt und global die schwierigen Aufgaben der nächsten Jahre und Jahrzehnte angehen, werden am Ende alle verlieren." Dafür müsse aber auch die EU ihr weltweites Gewicht stärken und enger zusammenarbeiten.
DW
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