Deutschland bekämpft Salafisten mit Youtube-Satire
Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat einen satirischen Youtube-Kanal gestartet, um die Radikalisierung junger Menschen zu verhindern. Das Projekt wurde vom Verfassungsschutz in NRW ins Leben gerufen und besteht aus zwei Teilen: einem satirischen Youtube-Kanal namens "Jihadi-Fool" (Dschihad-Dummkopf) und einem begleitenden Aufklärungskanal.
Die ersten drei Folgen von "Jihadi-Fool" wurden auf der Gamescom 2019 in Köln vorgestellt. Es handelt sich um eine Mischung aus Sketch- und Comedy-Format, das "satirisch die Absurdität von Radikalisierung, Terrorismus und Islamismus thematisiert", so die Pressemitteilung. Der Begleitkanal, der mit etwas Verzögerung am Dienstag an den Start geht, greift die Inhalte der Satire auf und stellt ihnen Fakten gegenüber. Innerhalb eines Jahres sollen 32 satirische Videos und 16 Sachvideos veröffentlicht werden. Die Kosten belaufen sich auf rund 500.000 Euro.
"Dschihad-Dummkopf" muss sich noch bewähren
"Jihadi-Fool" ist seit dem 23.08. auf YouTube zu sehen
In einer der Folgen, die bereits online sind, begegnen sich ein Rechtspopulist und ein Islamist auf der Straße. Beide versuchen, Passanten von ihren unterschiedlichen Weltanschauungen zu überzeugen, entdecken aber plötzlich, dass sie in ihren homophoben und sexistischen Ansichten viel Gemeinsames haben und verbrüdern sich dann.
Eine weitere Folge zeigt eine fiktive TV-Seifenoper mit dem Titel "Goodbye Syria", in der ein zurückgekehrter Extremist versucht, mit den Herausforderungen des Alltagslebens in Deutschland zurechtzukommen. Er will eine Shisha-Bar gründen. Wenn ein Freund sich skeptisch dazu äußert, wird dieser vom Rückkehrer gesteinigt - aus Gewohnheit.
Die Videos des Kanals wurden bislang mehr als 11.000 Mal angesehen. Einige Zuschauer, die sich in den Kommentaren äußerten, fühlten sich gut unterhalten, während andere die Verschwendung von Steuergeldern kritisieren.
"Extremisten in NRW noch aktiv"
NRW-Innenminister Herbert Reul sagte in einer Presseerklärung, dass die militärische Niederlage des sogenannten "Islamischen Staates" (IS) nicht bedeute, dass sich die 3100 salafistischen Extremisten, die im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands leben, "in Luft aufgelöst" hätten. "Sie sind immer noch aktiv und nutzen alle Kanäle, auf denen sie junge Menschen finden können", so Reul. Deshalb sei es wichtig, dieselben Online-Plattformen zu nutzen, um die Radikalisierung junger Menschen zu bekämpfen. "Eine Verfassungsschutzbehörde, die ihre Aufgabe der Prävention ernst nimmt, kann sich nicht einfach von solchen Plattformen zurückziehen", sagte Reul. "Wir müssen dorthin gehen, wo unsere Zielgruppe ist."
Herbert Reul, Innenminister von NRW
Richtiges Branding unerlässlich
Jawaneh Golesorkh, Forscherin bei Ufuq, einer Organisation, die Präventionsarbeit zu den Themen Islam und Islamfeindlichkeit betreibt, hält die satirischen Videos für eine gute Initiative. Doch alles hinge davon ab, wessen Etikett sie tragen. Um die Richtigen zu erreichen, sei die Zusammenarbeit mit Influencern wirksamer als mit staatlichen Institutionen.
Ufuq habe, so Golesorkh, in der Vergangenheit erfolgreich mit berühmten deutschen Comedy-Stars zusammengearbeitet. Sie unterstrich auch die Wichtigkeit von Projekten wie etwa "Say My Name", das von der Bundeszentrale für politische Bildung gestartet wurde und darauf abziele, Extremismus bei jungen Frauen im Alter von 14 bis 25 Jahren zu verhindern. In Videos von Influencerinnen werden darin Themen wie Identität und Radikalisierung diskutiert.
Der Historiker und Islamismusexperte Christian Osthold sagte im Interview mit der DW, dass satirische Videos zwar einen Beitrag zum Kampf gegen den Extremismus leisten könnten, dass es aber wichtig sei, einflussreiche Persönlichkeiten aus der islamischen Gemeinschaft einzubeziehen. Der Nachteil sei nämlich, dass Youtube hauptsächlich von salafistischen Predigern genutzt worden sei, die sehr gut wissen, wie man junge Muslime effektiv manipuliert.
DW
Die ersten drei Folgen von "Jihadi-Fool" wurden auf der Gamescom 2019 in Köln vorgestellt. Es handelt sich um eine Mischung aus Sketch- und Comedy-Format, das "satirisch die Absurdität von Radikalisierung, Terrorismus und Islamismus thematisiert", so die Pressemitteilung. Der Begleitkanal, der mit etwas Verzögerung am Dienstag an den Start geht, greift die Inhalte der Satire auf und stellt ihnen Fakten gegenüber. Innerhalb eines Jahres sollen 32 satirische Videos und 16 Sachvideos veröffentlicht werden. Die Kosten belaufen sich auf rund 500.000 Euro.
"Dschihad-Dummkopf" muss sich noch bewähren
"Jihadi-Fool" ist seit dem 23.08. auf YouTube zu sehen
In einer der Folgen, die bereits online sind, begegnen sich ein Rechtspopulist und ein Islamist auf der Straße. Beide versuchen, Passanten von ihren unterschiedlichen Weltanschauungen zu überzeugen, entdecken aber plötzlich, dass sie in ihren homophoben und sexistischen Ansichten viel Gemeinsames haben und verbrüdern sich dann.
Eine weitere Folge zeigt eine fiktive TV-Seifenoper mit dem Titel "Goodbye Syria", in der ein zurückgekehrter Extremist versucht, mit den Herausforderungen des Alltagslebens in Deutschland zurechtzukommen. Er will eine Shisha-Bar gründen. Wenn ein Freund sich skeptisch dazu äußert, wird dieser vom Rückkehrer gesteinigt - aus Gewohnheit.
Die Videos des Kanals wurden bislang mehr als 11.000 Mal angesehen. Einige Zuschauer, die sich in den Kommentaren äußerten, fühlten sich gut unterhalten, während andere die Verschwendung von Steuergeldern kritisieren.
"Extremisten in NRW noch aktiv"
NRW-Innenminister Herbert Reul sagte in einer Presseerklärung, dass die militärische Niederlage des sogenannten "Islamischen Staates" (IS) nicht bedeute, dass sich die 3100 salafistischen Extremisten, die im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands leben, "in Luft aufgelöst" hätten. "Sie sind immer noch aktiv und nutzen alle Kanäle, auf denen sie junge Menschen finden können", so Reul. Deshalb sei es wichtig, dieselben Online-Plattformen zu nutzen, um die Radikalisierung junger Menschen zu bekämpfen. "Eine Verfassungsschutzbehörde, die ihre Aufgabe der Prävention ernst nimmt, kann sich nicht einfach von solchen Plattformen zurückziehen", sagte Reul. "Wir müssen dorthin gehen, wo unsere Zielgruppe ist."
Herbert Reul, Innenminister von NRW
Richtiges Branding unerlässlich
Jawaneh Golesorkh, Forscherin bei Ufuq, einer Organisation, die Präventionsarbeit zu den Themen Islam und Islamfeindlichkeit betreibt, hält die satirischen Videos für eine gute Initiative. Doch alles hinge davon ab, wessen Etikett sie tragen. Um die Richtigen zu erreichen, sei die Zusammenarbeit mit Influencern wirksamer als mit staatlichen Institutionen.
Ufuq habe, so Golesorkh, in der Vergangenheit erfolgreich mit berühmten deutschen Comedy-Stars zusammengearbeitet. Sie unterstrich auch die Wichtigkeit von Projekten wie etwa "Say My Name", das von der Bundeszentrale für politische Bildung gestartet wurde und darauf abziele, Extremismus bei jungen Frauen im Alter von 14 bis 25 Jahren zu verhindern. In Videos von Influencerinnen werden darin Themen wie Identität und Radikalisierung diskutiert.
Der Historiker und Islamismusexperte Christian Osthold sagte im Interview mit der DW, dass satirische Videos zwar einen Beitrag zum Kampf gegen den Extremismus leisten könnten, dass es aber wichtig sei, einflussreiche Persönlichkeiten aus der islamischen Gemeinschaft einzubeziehen. Der Nachteil sei nämlich, dass Youtube hauptsächlich von salafistischen Predigern genutzt worden sei, die sehr gut wissen, wie man junge Muslime effektiv manipuliert.
DW
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