Kommentar: Wochenende des Schreckens in den USA

Kommentar: Wochenende des Schreckens in den USA
El Paso, Texas: Mindestens 20 Tote. Dayton, Ohio: Mindestens 9 Tote. An einem der gewalttätigsten Wochenenden in der jüngsten US-Geschichte starben in rund 14 Stunden 29 Menschen bei zwei Schießereien. Viele Verletzte werden noch in Krankenhäusern behandelt. Zusammen mit den drei Menschen, die am vergangenen Sonntag auf einem Food Festival in Gilroy, Kalifornien, erschossen wurden, sind das 32 Opfer von Waffengewalt in nur einer Woche.        
US-Präsident Donald Trump verkündet über Twitter, seine "Gedanken und Gebete" seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Den Betroffenen "thoughts and prayers" zu senden ist mittlerweile die Reflexreaktion von Politikern, die nach jeder neuen Massenschießerei in den USA wieder hervorgekehrt wird. Es soll eine nette Geste sein, aber helfen tut sie herzlich wenig.
Der Präsident sollte sich stattdessen vielleicht Gedanken darüber machen, dass die Polizei in El Paso ein Manifest online gefunden hat, das wahrscheinlich von dem 21-jährigen mutmaßlichen Täter stammt. Darin schreibt sich der Autor seinen Hass auf Einwanderer von der Seele: Er sei gegen die "Hispanische Invasion von Texas".
Autorenbild l Kommentatorenbild DW Carla Bleiker PROVISORISCH (privat)Washington-Korrespondentin Carla Bleiker
Auch Präsident Trump hat die Einwanderung von asylsuchenden Menschen aus Mittelamerika als "Invasion" bezeichnet. Er macht keinen Hehl daraus, dass er die Migranten nicht in den USA haben will. Selbst Kongressabgeordnete mit Migrationshintergrund, die in den USA geboren sind oder die amerikanische Staatsbürgerschaft haben, möchte Trump am liebsten dahin zurückschicken "wo sie herkamen".
Statements wie diese vom ersten Mann im Staat machen Hass und Fremdenfeindlichkeit salonfähig. Wenn die Gewalt sich daraus wie in El Paso ihren Weg bricht, kann der Präsident nicht jegliche Verantwortung von sich weisen.
USA brauchen endlich strengere Waffengesetze
Die Gedanken und Gebete, die Politiker jetzt nach den Taten von El Paso und Dayton wieder hervorkramen, sind auch ein Weg, politisches Handeln zu vermeiden. Was die USA wirklich brauchen, sind strengere Waffengesetze. Der Schütze von Dayton zog mit einem Gewehr und vielen zusätzlichen Patronenmagazinen los, die in den USA beispielsweise bei "gun shows", sogenannten Waffenmessen, leicht erhältlich sind. Wäre die Polizei nicht in weniger als einer Minute nach Beginn der Schießerei vor Ort gewesen, hätte der Täter hunderte Menschen töten können.
Nach jeder dieser Taten werden Rufe nach der Einführung eines Waffenscheins, eines universellen Background Checks und weiterer strenger Gesetze laut. Das war 2012 der Fall, nachdem 20 Kinder im Alter von 6 und 7 Jahren sowie sechs Erwachsene in der Sandy Hook Grundschule im Bundesstaat Connecticut erschossen wurden. Es war der Fall, nachdem ein Schütze in Las Vegas vor knapp zwei Jahren 58 Menschen bei einem Konzert tötete. Und es war der Fall, nachdem ein Amokläufer am Valentinstag 2018 an der Marjorie Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida, 17 Schüler und Lehrer erschoss. Jugendliche aus Parkland riefen daraufhin eine Protestbewegung ins Leben, an ihrem "March for Our Lives" in Washington D.C. nahmen zehntausende Menschen teil.
Aber die Vertreter der Waffenlobby haben zu viel Macht und zu viel Geld, als dass sich diese Stimmen durchsetzen könnten. Der republikanische Gouverneur von Texas sprach nach der Schießerei von El Paso nicht von Waffengesetzen, sondern sagte, der Täter sei möglicherweise psychisch krank gewesen (wofür es keine Belege gibt) und dass es ein besseres System für die Betreuung und Erkennung psychischer Krankheiten brauche.
Aber Menschen mit psychischen Problemen gibt es in anderen Ländern auch. Und nirgendwo sonst werden so viele Männer, Frauen und Kinder erschossen wie in den USA. So lange sich Politiker nicht endlich von der National Rifle Association (NRA) und anderen mächtigen Waffenlobbyisten lossagen und strengere Gesetze einführen, werden in den USA jeden Tag weiter Menschen durch Waffengewalt sterben.
DW​​​

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