Vorbei mit dem Trend zu höherer Bildung?

Vorbei mit dem Trend zu höherer Bildung?
Weniger mittlere Abschlüsse, weniger Abiturienten: Laut dem aktuellen Bildungsbericht hat der langjährige Trend zu höheren Abschlüssen seine Grenzen erreicht. Der Digitalisierung an Schulen stellen Experten zudem ein schlechtes Zeugnis aus.
Nach einem jahrzehntelangen Anstieg des Bildungsstandes der Bevölkerung in Deutschland ist nach Einschätzung von Forschern ein Ende dieses Trends in Sicht. Darauf deuteten stagnierende und zum Teil sogar sinkende Anteile von Schülern hin, die aufs Gymnasium wechseln und auch sinkende Absolventenquoten mit mittlerem Abschluss und Hochschulreife, wie aus dem Bericht "Bildung in Deutschland 2020" hervorgeht. Den Bericht stellten Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig, gemeinsam mit dem Sprecher der Autorengruppe vor.
Der aktuelle Bildungsbericht dokumentiert positive Entwicklungen wie die zunehmende Bildungsbeteiligung, den quantitativen Ausbau des Bildungspersonals, kontinuierlich höhere Bildungsausgaben und auch einen steigenden Bildungsstand.
So wird den Angaben zufolge in der Bevölkerung zwar der langjährige Trend zu höherer Bildungsbeteiligung und höherqualifizierenden Abschlüssen von Jahr zu Jahr stärker sichtbar. Ein immer größerer Anteil der Menschen habe die Hochschulreife und einen Hochschulabschluss. "Allerdings wird auch deutlich, dass dieser Trend seine Grenzen hat", schreiben die Autoren. Seit 2013 sei beispielsweise die Absolventenquote bei der Hochschulreife zurückgegangen, der Anteil der Schulabgänger ohne mindestens einen Hauptschulabschluss von 5,7 auf 6,8 Prozent (2018) dagegen stetig gestiegen.
Darunter seien immer weniger Förderschülerinnen und Förderschüler, das heißt, der Anstieg gehe ausschließlich auf vermehrte Abgänge ohne Abschluss aus den anderen Schularten zurück. 

Nachholbedarf im Bereich Digitalisierung

Der nationale Bildungsbericht wird alle zwei Jahre veröffentlicht und setzt seinen Fokus auf Stand und Entwicklungsperspektiven in verschiedenen Bereichen des deutschen Bildungssystems. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf dem Bereich der Digitalisierung. Hier sehen die Autoren vor allem in den Schulen noch großen Nachholbedarf. Der Schwerpunkt ist in der andauernden Corona-Pandemie besonders aktuell.

Der Einsatz digitaler Medien zum informellen Lernen in der Freizeit sei selbstverständlich. Innerhalb von Bildungseinrichtungen sei das seltener der Fall. Digitale Kompetenzen seien etwa bei Schülerinnen und Schülern "ausbaufähig". Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht kommt es auf einen didaktisch sinnvollen und kritisch-reflektierten Umgang an.
Die Experten befürchten, dass die Pandemie soziale Ungleichheiten bei der Bildung verschärfen könnte. Die Aufrechterhaltung und Bereitstellung von Bildungsangeboten wie auch ihre Inanspruchnahme seien aktuell die größte Herausforderung für alle Beteiligten. Empfohlen wird eine gezielte Weiterbildung von Lehrpersonal mit Blick auf digitale Kompetenzen.

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