Die seltsame Karriere des "German Messi"

Die seltsame Karriere des "German Messi"
Ex-Nationalspieler Marko Marin setzt sein Fußball-Abenteuer fort, er wechselt mal wieder den Klub, bleibt aber in Saudi-Arabien. Dass der einst hoch gehandelte Dribbelkünstler in seiner aktiven Karriere noch einmal nach Deutschland zurückkehren wird, ist kaum vorstellbar.

In seinen Anfangsjahren als Profi schien der Weg zum nächsten Fußball-Superstar vorgezeichnet. Ein «German Messi» sei er, so wurde über Marko Marin berichtet. 2012 war das, da wechselte der deutsche Nationalspieler von Werder Bremen zum FC Chelsea. Eine große Karriere wurde ihm prophezeit, er war gesegnet mit einer überragenden Technik und Spielfreude.

Doch während Lionel Messi die Geschichte des Fußballs neu schrieb, wurde Marin nie sesshaft. Im Alter von 31 Jahren hat der Edeltechniker bereits in neun Ländern gespielt. Ein waschechter Weltenbummler. Zuletzt lief der 16-malige deutsche Nationalspieler für Al-Ahli auf. Saudischen Sportmedien zufolge wird Marin nun bis zum Ende der Saison an Kellerkind Al-Raed ausgeliehen. Kurios: Sein neuer Arbeitgeber stellte ihn als «Marco Marine» vor.

Borussia Mönchengladbach, SV Werder Bremen, FC Chelsea, FC Sevilla, Florenz, Anderlecht, Trabzonspor, Piräus, Belgrad — schon vor seinem Abschied aus Europa ist Marin viel herumgekommen. «Jeder Wechsel hatte seinen Grund. Im Endeffekt waren es wirklich viele Wechsel, das ist unbestritten. Aber abgesehen von Florenz und Anderlecht waren es trotzdem erfolgreiche Jahre für mich», stellte der Profi Ende 2018 in einem SID-Interview klar.


Statt Chelsea-Stammspieler dauernd ausgeliehen

In der Bundesliga hatte Marin einst nicht lange gebraucht, um Eindruck zu hinterlassen. Am 31. März 2007 betrat der Blondschopf von Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt in der 63. Minute erstmals den Rasen, wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag. 26 Minuten später gab er die Vorlage zum 1:1-Ausgleichstreffer von Federico Insua, der den Gladbachern einen Punkt sicherte.

2012 verließ Marin die Bundesliga nach drei guten, allerdings nicht überragenden Jahren in Bremen gen London. Acht Millionen Euro ließ sich der FC Chelsea die Dienste des Offensiv-Allrounders kosten. Bei den Blues schaffte er den Sprung zum Stammspieler aber nie, wurde bis 2016 viermal verliehen. Während dieser Zeit sammelte Marin immerhin zwei Titel in der Europa League: 2013 mit den Blues, 2014 mit Sevilla.

«Roter Stern verkauft seinen besten Spieler»

War der Schritt ins Ausland also ein Fehler? Marin widersprach dieser Annahme: «Ich habe in vielen Ligen gespielt, meistens bei Topmannschaften, auch erfolgreich. Deswegen sehe ich es nicht als Fehler.» Doch erst bei Roter Stern Belgrad wirkte der Tempodribbler endlich glücklich. Für Marin war der ehemalige Europapokalsieger der Landesmeister unter all den Klubs in seiner Vita eine besondere Station.

Seine Eltern stammen aus Serbien, er selbst hätte für den Balkanstaat spielen können, entschied sich aber für Deutschland. Die Liebe zu Roter Stern wurde ihm von seinem Vater mitgegeben. 2019 wurde er zu Serbiens Fußballer des Jahres gewählt, war serbischer Meister mit seinem Klub, spielte in der Champions League, traf dabei auf den FC Bayern (0:3) und besiegte sogar den FC Liverpool im heimischen Stadion mit 2:0. Alles schien sich gefügt zu haben.

Umso überraschender war sein abrupter Abschied aus Belgrad vor rund einem Jahr. Für 2,25 Millionen Euro wechselte der zum Kapitän aufgestiegene Marin nach Saudi-Arabien. In eine Liga, die in erster Linie des Geldes wegen reizvoll ist. «Roter Stern verkauft seinen besten Spieler», staunte der serbische Staatssender «RTS». Neben dem schnöden Mammon lockte Marin auch die Aussicht, unter Trainer Christian Gross, der mittlerweile das Bundesliga-Schlusslicht FC Schalke 04 coacht, spielen zu können. Nach dem Aus des Schweizers bei Al-Ahli verlor er seinen wichtigsten Fürsprecher. Die Folge: Der Verein wollte Marin loswerden, verlieh ihn daher kurzerhand innerhalb der Liga an Al-Raed.

Ob Marin je wieder in Deutschland spielen wird, ist fraglicher denn je. Mehr als zehn Jahre nach seinem letzten Länderspiel für die DFB-Auswahl ist es hierzulande um den einst als Wunderkind gefeierten Mittelfeldmann still geworden.2019 sagte er im Gespräch mit Spox und Goal: «Es gab immer mal Anfragen an meinen Berater, aber ich persönlich habe mit keinem Verantwortlichen aus der Bundesliga gesprochen. Eine Rückkehr war also nie wirklich nah.» Daran dürfte sich in der Zwischenzeit nicht viel geändert haben. Gestern «German Messi», heute «Saudi-Marin» — der Dribbelkünstler setzt seine ungewöhnliche Reise fort.

Quelle: ​n-tv.de​​​
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